
Es gibt keinen leichten Weg seine Nahrung ökologisch und nachhaltig zu bekommen, indem man auf dem Bürostuhl sitzt. Der Bio Markt war für mich auch keine Lösung mehr, ich war bereit mir die Hände schmutzig zu machen. Ich war neugierig, ich wollte wissen wie meine Erzeugnisse so schmecken würden, ich hatte endlich den Willen mit meinem eigenen Gemüsegarten durchzustarten. Die Grundbedingungen waren geschaffen, der Wille war stark, aber der Acker noch total verwildert!
Mein erstes Ziel war es vor dem Winter zumindest das ganze Gestrüpp auf Bodenhöhe zu bringen und ein paar Obstbäume zu pflanzen. Mit einem Freischneider bewaffnet startete ich das Projekt: Urbarmachung. Mit viel Arbeit erreichte ich mein Vorhaben. Obstbäume wie Apfel, Birne, Kirsche, Pflaume, Pfirsich, Maulbeere und Edelkastanie wurden gekauft und gepflanzt, aber der Winter brach ein, ohne dass ich den Bereich für den Gemüseanbau vorbereiten konnte. Während der kalten Tage arbeitete ich viel im Haus, auch hier gab es viel zu tun und nebenbei plante ich an meinem Gartenprojekt weiter. Als mein Opa erfuhr das ich nun einen großen Garten direkt am Haus hatte, schickte er mir sein altes Saatgut mit dem er seit 50 Jahren sein Gemüse in Perma - und Mischkultur angebaut hat. Er sagte mir, dass es nun an der Zeit wäre in seine Fußstapfen zu treten. Jetzt würde ich verstehen wieso er für uns Kinder den Garten bewirtschaftete, Jahr für Jahr über 50 Jahre lang. Wie wertvoll diese Kiste mit Saatgut sein sollte habe ich mir beim besten Willen zu dieser Zeit nicht ausmalen können. Ich war super froh, genug Samen zu haben um meinen Garten planen zu können. Von samenfest, antiken Sorten, Erbstücke und deren Wichtigkeit verstand ich ehrlich gesagt noch nicht so viel. Ich war sozusagen noch recht „grün“ hinter den Ohren, aber das sollte sich schnell ändern als die ersten Resultate auf dem Tisch lagen.
Wie das Schicksal es so wollte, wurde mein Opa noch im selben Jahr mit 94 Jahren bettlägerig nachdem er sich den Hüftknochen gebrochen hatte. Er konnte nicht mehr in seinen geliebten Garten. Wir telefonierten oft und ich berichtete ihm von meinen Plänen und Fortschritten. Das heiterte ihn auf, aber ich spürte das mein Großvater seinen Garten sehr vermisste. Er sagte früher oft, „Eisen das bewegt wird rostet nicht“ und nun lag er da, konnte sich nicht mehr bewegen - und das bereitete mir große Sorgen.
Fortsetzung: Kapitel I - 2017 Projekt: Gemüsegarten
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