Apr. 106 Min.

Süßkartoffel Anbau

Entwicklung 26 Tage nach Start der Anzucht

Das richtige Timing

Mit der Anzucht für Süßkartoffeln starte ich je nach Standort wo die Süßkartoffeln später wachsen sollen. Wenn sie im Gewächshaus wachsen sollen kann man später anfangen als wenn die Pflanzen im Freiland wachsen sollen. Der Zeitraum für die Anzucht erstreckt sich somit von März bis Mitte April. Wer zu früh anfängt begünstigt das verdrehen der Wurzeln im Töpfchen und erntet später verdrehte Süßkartoffeln die sich sehr schlecht schälen lassen. Zudem können Süßkartoffeln zügig wachsen, wer also Anfang März startet hat Mitte Mai, wenn es ans auspflanzen geht, nicht selten schon einen halben Meter an Pflanze. Das ist für die Anzucht von vielen Pflanzen ein derbes Handycap weil sie viel Platz beanspruchen. Mit dem richtigen Timing kann man also viele Probleme vermeiden bei dieser Kultur. Wer Süßkartoffeln in Mischkultur mit Tomaten anbauen möchte bekommt viel Input und Hintergrundwissen in meinem Artikel: Süsskartoffen als Bodendecker Mischkultur für Tomaten.

Pflanzgefäße & Erde für die Anzucht

Als Gefäße für die Anzucht eignet sich alles, aber richtig toll ist ein kleines Minigewächshaus wie ich es in meinem Video „Abdeckungen und Indoorgewächshäuser“ vorgestellt habe.  Ohne Abdeckung dauert der Prozess bis zum Austreiben sehr viel länger, teilweise bis zu einem Monat und nicht selten ist das Ergebnis schlecht. Ihr könnt auch die Schalen aus dem Supermarkt verwenden in denen Gemüse oder Fleisch verkauft wird, eine als Saatschale für die Anzuchterde und eine weitere als Abdeckung oben drauf. Diese Schalen sollten allerdings gut gereinigt und sterilisiert sein. Am besten eine Nacht in Seifenlauge mit Essig einlegen. Als Erde wird Anzuchterde verwendet, ich verwende Bio Anzuchterde (torffrei) mit PH Wert 5,6 bis max. 6,2 + Perlite (vulkanisches Gestein). 

Die kostengünstige Alternative zum Mini Indoorgewächshaus

Süßkartoffeln zügig zum treiben bringen

Um aus Süßkartoffeln Jungpflanzen gewinnen zu können muss als erstes die Knolle zum treiben animiert werden. Dabei gibt es unzählige Methoden von halb in Wasser stellen bis an Zahnstochern aufspießen und über einem Wasserglas positionieren. Diese Methoden sehen schön aus und sind gut für Instagram, aber als Selbstversorger betrachte ich diese Herangehensweise als zeitraubende Spielerei. Von daher verzeiht mir, wenn ich nicht alle Methoden aufliste und euch nur jene genau beschreibe die bei mir als Turbo-Methode für Selbstversorgung binnen 14 Tage Jungpflanzen liefert.

Der Start ist denkbar einfach, an der Süßkartoffel gibt es Teile die schneller treiben und Teile die langsamer treiben. Die Endstücke sind sozusagen das schnell treibende Filetstück mit dem wir arbeiten sollten. Einfach 2 bis 3 cm von jedem Ende abschneiden und in ein Gefäß geben wo ihr 2 – 3 cm Anzuchterde auf dem Boden des Gefäßes ausgelegt habt.  Den Rest der Süßkartoffel kann man auch zum Austreiben animieren, dazu halbiere ich die Knolle ohne Enden noch einmal und lege die Stücke mit der Schnittstelle nach unten auf den Boden mit Anzuchterde.  Ihr könnt aber auch einfach eine ganze Süßkartoffel halbieren ohne die Enden zuvor abzuschneiden.

Die Enden oder halbierten Knollen sollten leicht in die Erde gedrückt werden damit sie guten Kontakt zum feuchten Boden bekommen. Gut 0,5 cm tief in die Erde drücken.

Feucht halten aber nicht nass

Nachdem ihr die Saatschale angelegt und die Süßkartoffelteile zum Austreiben positioniert habt, müsst ihr 2-mal am Tag für die ersten 3-5 Tage mit einer Drucksprühflasche etwas Wasser auf die Knollenteile spritzen. Übertreibt es hier nicht, weniger ist mehr, denn wenn ihr zu viel Wasser gebt bildet sich Staunässe, denkt daran das die Gefäße keine Löcher im Boden haben und somit Staunässe drohen könnte. Zudem sorgt ja die Abdeckung dafür das die Feuchtigkeit gehalten wird und nicht verdunstet. Dieses Milieu sorgt dafür das die Süßkartoffelteile wurzeln und innerhalb von 10-14 Tagen Jungpflanzen bilden die ihr dann separieren und eintopfen könnt.

Standort für die Saatschalen / Minigewächshaus

Da Süßkartoffeln bestens mit warmen Temperaturen klarkommen stelle ich mein Minigewächshaus auf die Fensterbank an einem Südfenster. Scheint die Sonne den ganzen Tag öffne ich einen oder beide Lüftungsschlitze auf dem Deckel des Minigewächshaus. Sobald die Sonne scheint wird der Deckel beschlagen, macht euch keine Sorgen, das ist kein Problem, im Gegenteil, in dem Minigewächshaus entstehen so Temperaturen von 25-28 Grad und dieser Effekt beschleunigt das Austreiben.  Die Sonneneinstrahlung bzw. die UV-Strahlen töten gleichzeitig etwaige Pilzsporen. Kommt es zu Schimmel sollte die Abdeckung entfernt werden. Mit guter steriler Anzuchterde sollte das allerdings nicht passieren. Es gibt allerdings auch Erden die schneller dazu neigen Schimmel zu bilden. Manchmal ist es auch kein „böser“ Schimmel sondern ein Verrottungspilz, aber auch den will man nicht wirklich in der Anzucht sehen.

Separieren / Vereinzeln und eintopfen

Vom Start der Anzucht bis zum Separieren und eintopfen vergehen bei mir ca. 14-16 Tage. Bedenkt das jedes Süßkartoffelstück gleich mehrere Pflanzen hervorbringen kann, topft ihr so ein Stück ein konkurrieren nicht selten 3 – 5 Pflanzen untereinander. Werden solche Grüppchen ausgepflanzt werden diese Pflanzen weniger und kleine Knollen bilden. Von daher ist es wichtig die Stücke so zu zerkleinern das ihr einzelne Pflanzen bekommt. Ich habe dazu ein Video gemacht um es euch ganz genau zeigen zu können.  

Pflanzgefäße und Umtopferde

Als Pflanzgefäße eignen sich 7er bis 12er Töpfe. Wobei die 7er für gute 3 Wochen reichen und die 12er für 5 Wochen. Je nachdem wann ihr startet und wo die Süßkartoffeln wachsen sollen könnt ihr das in eurem Timing berücksichtigen. Als Erde verwende ich einen 33% Mix aus Anzuchterde, Kompost und Pflanzerde zu gleichen Teilen. Nur mit Anzuchterde würden nach 2 Wochen Mangelerscheinungen auftreten, selbst die Jungpflanzen brauchen bereits früh mehr Nährstoffe. Ansonsten gibt es keinen Dünger bevor die Pflanzen nicht ausgepflanzt sind.

Prozedur nach dem eintopfen

Sobald meine kleinen Jungpflanzen in Töpfen sitzen kann man die Wurzelbildung und die Gesamtentwicklung positiv begünstigen indem man weiter für hohe Luftfeuchtigkeit sorgt. Das geht in einem kleinen Minigewächshaus nur für höchstens 2-4 Pflanzen, aber in meinem Video „Abdeckungen und Indoorgewächshäuser“ habe ich euch auch meine XXL-Wannen vorgestellt, in diese passen 40-50 Töpfchen je nachdem welche Größe ihr gewählt habt. Für die ersten 24 Stunden bleibt die Wanne komplett geschlossen, danach wird periodisch mal gelüftet oder ein Keil auf einer Seite angebracht damit die Wannen nicht ganz geschlossen sind.  Die XXL Wanne steht bei mir an einem Ostfenster und nur morgens scheint die Sonne darauf. Bestenfalls sollte man wenn die Sonne scheint für etwas Lüftung sorgen damit es da drinnen nicht zu heiß wird.

Dieses Spiel geht gute 4-5 Tage, bis dahin haben sich ausreichend Wurzeln gebildet und die Abdeckung bleibt dann nur noch gut 12 Stunden am Tag oben drauf und 12 Stunden ohne Abdeckung.

Sollten die Jungpflanzen welken brauchen sie noch ein paar Tage und das umgewöhnen an normale Luftfeuchtigkeit muss langsamer ablaufen. Je nach Standort muss man da ein Gefühl für entwickeln. Sobald die Jungpflanzen auch ohne Abdeckung stabil sind kann man ihnen auch etwas mehr Sonne zumuten, auch hier muss man langsam vorgehen und gut beobachten, achtlos in der Sonne stehen kann für Jungpflanzen brutal enden.

Stecklings Methode

Sollten die Pflanzen in der Anzucht zu lang werden, könnt ihr diese kappen und neue Pflanzen über die Stecklings Methode gewinnen. Ein abgeschnittener Trieb wurzelt in einem Glas Wasser innerhalb von 3-5 Tagen. Ich lasse solche Stecklinge gut 7-10 Tage im Wasser bevor ich sie eintopfe. Ein guter Trieb sollte mindestens 10 cm lang sein und eine Abzweigung haben, an dieser bilden sich die Wurzeln.

Nach dem eintopfen werden die Jungpflanzen auch für 3-5 Tage in die XXL Wanne gestellt um noch besser wurzeln zu können.

Akklimatisierungsphase im Tunnel / Gewächshaus

Gute 30 Tage nach dem Start der Anzucht dürften die Jungpflanzen so stabil sein das man auch die „Abhärtungs“ bzw. Akklimatisierungsphase einleiten kann. Das bedeutet das die Pflanzen tagsüber bei mir in den Folientunnel kommen, meistens zu Beginn noch unter Schattiernetzen. Die Süßkartoffel mag Halbschatten und nur robuste ältere Pflanzen verkraften volle pralle Sonne. Es darf auf jeden Fall nicht zu heiß (+30) und auch nicht zu kalt (weniger als 15 Grad) werden. Ist es zu kühl verfärbt sich das Laub ins lila und signalisiert das es der Pflanze zu kalt ist, sie wächst dann zu langsam. Ist es zu heiß signalisiert die Pflanze den Zustand mit welken Blättern.  Um Nachts im Tunnel zu bleiben müssen die Temperaturen stabil über 10 Grad liegen, besser sind 12-15 Grad. Bis 5 Grad überleben sie im Tunnel, entwickeln sich dann aber auch kaum weiter. Ich bringe sie bei kalten Nächten auch gerne wieder ins Haus bis es wieder wärmer ist.

Akklimatisierung und Angewöhnung im Folientunnel

Auspflanzen - Standort & Bodenansprüche

Wer auf Nummer sicher gehen will sollte definitiv die Eisheiligen abwarten. Selbst ein leichter Frost könnte fatale Folgen haben. Süßkartoffeln wachsen schnell und sind robust, aber Frost wäre ohne Abstriche das Ende für die Pflanzen. Als Wärme liebende Kultur gedeihen die Pflanzen im Gewächshaus hervorragend. Im Freiland brauchen sie etwas länger, aber man kann es ihnen dort die ersten Wochen etwas gemütlicher machen indem man ein Fließ verwendet oder einen kleinen mobilen Folientunnel baut. Ab Mitte Juni sollte es dann warm genug sein um ohne Flies oder Folie gut zu gedeihen. Hochbeete sind auch prima geeignet und erleichtern im Spätherbst die Ernte, allerdings sollte die Erde im Hochbeet auch ordentlich mit Nährstoffen versorgt sein. Ich habe hier einen sehr nahrhaften Lehmboden im Freiland, für die Entwicklung toll, für die Ernte dann allerdings mühselig, weil die Knollen manchmal ganz schön tief gehen können. Im Folientunnel ist die Erde wesentlich lockerer und auch die Ernte fällt da viel bequemer aus. Der Standort sollte jedenfalls geschützt sein, kalter Nord oder Westwind sind suboptimal.

Düngung & Nährstoffe

An meinem Standort mit klasse Bodenqualität verzichte ich auf eine Herbst oder Frühjahresdüngung, die Pflanzen bekommen alle eine Pflanzlochdüngung mit einer Mischung aus Kompost, pulverisiertem Hühnermist, Hornspäne und Urgesteinsmehl die genau auf die Standzeit abgestimmt ist und ausreicht. Während der Wachstumsphase nach dem Auspflanzen bekommen die Jungpflanzen alle 10 Tage verdünnte Brennnesseljauche. Wie ich genau arbeite zeige ich euch dann wenn es soweit ist indem ich ein weiteres Video drehe. 


Dieser Artikel wird noch fortgesetzt ...